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Terrakottaarmee 兵马俑, Xi'an 西安 | Tag 1 (Herbstreise IV)

verfasst am 19.11.2011 18:39 (CST) · Kategorie: Reisen

Den Nachmittag in Xi'an möchte ich nutzen, um die Terrakottaarmee zu besichtigen.

8. NovemberPünktlich gelandet, muss ich den Shuttlebus zum Bahnhof nehmen, um von dort mit einem anderen Bus zur Terrakottaarmee zu fahren. So sitze ich im Bus am Flughafen und warte 20 min, bis sich der Bus gefüllt hat und losfährt. Am Bahnhof angekommen, brauche ich eine kleine Weile, um den Bus zur Terrakottaarmee zu finden. Zwar habe ich die Verbindung bei map.baidu.com nachgesehen, aber alle Bushaltestellen am Bahnhof heißen 火车站 (Huochezhan - Bahnhof). Busse der Linie 306 am Bahnhof Xi'anDer Bus fährt aber nicht von den normalen Linienhaltestellen an der verkehrsreichen Straße, sondern von einem Parkplatz neben dem Bahnhof. Kein reger Verkehr, aber der Bus startet ja auch von hier. Um halb drei sitze ich schließlich im Bus #306 und schätze, dass ich das Gelände der Terrakottaarmee nicht vor Sonnenuntergang verlassen werde. Was sich auch so bewahrheitet.
Im Bus demonstriert ein Herr, dass auch Chinesen Chinesisch falsch verstehen können. Die Schaffnerin fragt ihn "在哪儿" (zai nar) - was sich am besten mit "wo?" übersetzen lässt und von "woher kommst du?" über "wo bist du jetzt?" bis "wohin willst du?" alles Mögliche heißen kann (ebenso "wo sind die?" / "woher kommen die?", wenn es der Kontext hergibt). Dass der Herr mit "武汉" ("Ich komme aus Wuhan") antwortet, und die Schaffnerin nochmal die Frage anders stellt und dann das Fahrtziel erfährt, bringt mich innerlich zum Schmunzeln. Weil es so schön demonstriert, wie vieldeutig Chinesisch manchmal sein kann.

Mann auf einem Ginkgo-BaumGinkgobaumAngekommen an der Endstation, bei der Terrakottaarmee. Reichlich spät. Der Weg zum Eingang führt an unzählig vielen Souvenirhändlern vorbei. Und ist gesäumt von einigen Ginkgobäumen. Die gerade professionell entlaubt werden (siehe Bilder links und rechts). Angekommen am Eingang dann die Überraschung: Der Ticketverkauf ist nur am Parkplatz, also bei der Bushaltestelle, den ganzen Weg zurück. Die Eintrittskarte gekauft, habe ich keine Lust, den Weg ein drittes Mal zu gehen und nehme doch tatsächlich den Elektrobus zum Eingang für 5 元. Das erste Mal, dass ich mich auf dieses Niveau der Bequemlichkeit begebe.

Auf dem Gelände stehen drei Hallen, in denen die Ausgrabungsstätte und die Terrakottasoldaten gesehen werden können. Dazu ein Museum, ein Museumskino und Verwaltungsgebäude.

In Halle 2 sieht man eine weitgehend unrestaurierte Grube...

Blick in die Halle (2)

...mit Bruchstücken der Terrakottasoldaten:

Fragmente von Terrakottasoldaten

In Halle 3 Reste eines Streitwagens, gezogen von vier Pferden. Der der Streitwagen aus Holz ist, hat er nicht überdauert.

Halle (3) Überreste eines Streitwagens mit vier Pferden

Der Herbst ist auch auf dem Gelände angekommen...

Herbstblätter

In Halle 1 dann den Blick auf die Terrakottaarmee, wie man ihn aus den Medien kennt und erwartet. Wählt man die Perspektive geschickt, sieht es fast aus, als gäbe es endlos viele Terrakottasoldaten:

TerrakottasoldatenTerrakottasoldaten

Die Halle ist zwar auch riesig, nimmt dem ganzen dann aber seine endlose Weite:

Terrakottasoldaten in Halle (1)Blick in Halle (1)

Die Soldaten hier wurden alle aus den Bruchstücken restauriert, weiter hinten in der Halle kann man sehen, wie weitere zusammengesetzt werden.

TerrakottasoldatAuf Anhieb fand ich die Ming-Gräber irgendwie beeindruckender. Aber ich habe mittlerweile wohl zu viel gesehen, bin zu verwöhnt und habe zu viel erwartet. Im "Museumskino" gibt es einen Film über die Geschichte der Terrakottaarmee: Älter als 2000 Jahre, schätzungsweise waren 700.000 Menschen am Bau des Mausoleums beteiligt (das nicht nur aus der Terrakottaarmee besteht, sondern eine Art Kopie der Hauptstadt mit Stadtmauern für das Jenseits ist). Diese Dimensionen rücken das Ganze dann für mich wieder ins rechte Licht und verdeutlichen die historische Relevanz. Gebaut wurde dieses Mausoleum für Qin Shihuangdi (259-210 v.Chr.), dem Begründer der Qin Dynastie und "erster Kaiser" von China, nachdem er die streitenden (sieben) Reiche vereinigte. Die Hauptstadt von Qin war Xianyang, im Nordwesten von Xi'an, wo sich heute u.A. der Flughafen befindet.

Souvenierkauf am Ausgang. Nachdem der Preis für eine Schachtel mit fünf kleineren Tonfiguren, die den Terrakottasoldaten nachempfunden sind, auf 10 元 gefallen ist, kann ich nicht anders... Natürlich meint der Verkäufer dann, erst nur eine Figur rauszurücken. Aber ein beherzter Griff zum Geld sorgt schnell für Besserung. Nur etwas schwer sind die Figuren, wie soll ich die jetzt die ganze Reise mit mir rumschleppen. Ich überlege schon fast, sie nach Peking zu schicken. Nur ist das Porto im günstigsten Fall zweimal so teuer wie dieser Ramsch. Also verteile ich sie auf die Jackentaschen.

Stadtmauer von Xi'an bei Nacht undZurück zum Bahnhof mit dem Bus. In den Bus steigt dann auch noch eine Gruppe chinesischer Studenten ein. Neben mich setzt sich auch einer, und mit der Frage, ob ein Dritter ein Bild von uns beiden machen darf, beginnt die Konversation. Die im gemeinsamen Abendessen in Xi'an mündet (Baozi und Reissuppe). Dann trennen wir uns, ich gehe zum Hotel.

Die Stadtmauer von Xi'an ist erhalten, rechteckig (Nord-Süd-Ausrichtung!) und schließt die Altstadt ein. Nordöstlich derer befindet sich der Hauptbahnhof. Man ist sich wohl des touristischen Werts bewusst, die Stadtmauer ist nachts schön beleuchtet und ein Grünstreifen entlang der Mauer ermöglicht ein bequemes Spazieren.

Stadtmauer von Xi'an bei Nacht undNordtor der Stadtmauer von Xi'an bei Nacht

8625 (Türschild)Gegen neun Uhr bin ich im Hotel. Interessant: Jede Zimmernummer beginnt erst einmal mit einer 8 (Glückszahl, die viel Geld bescheren soll. Was der Vorteil für die Gäste bei einer solchen Nummerngebung sein soll, wo doch das ganze Geld zum Inhaber fließt, erschließt sich mir nicht). Erst dann folgt die Ziffer, die das Stockwerk verrät.

Amüsant: Die "Sicherheitshinweise" der kleinen Hotelinformation (auf Chinesisch wie auf Englisch): "Follow no strangers to the fun places."

Sicherheitshinweise im Hotel

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