Kurznotizen

Es ist einer der letzten Tage in Peking. Zusammen mit Michael und Patrick fahre ich mit dem Bus zur Maliandao Lu, wo es viele Teeläden gibt, um dort ein paar Mitbringsel zu kaufen. Als wird die entsprechende Station erreichen und den Bus verlassen, rufen viele Chinesen im Bus aufgeregt etwas zu uns, ein Mann hält Patrick am Arm fest.

Was war passiert? Patrick hatte einen 100 Yuan-Schein aus seiner Hosentasche verloren und wurde darauf aufmerksam gemacht.

Die Kreuzungen der zweiten, dritten und vierten Ringstraße mit anderen großen Straßen sind als solche Brückenbauwerke ausgeführt. Die Namen der Brücken werden zur Orientierung wie auch zur Benennung von Bushaltestellen verwendet. Hangtianqiaobei ist dann einfach der Halt nördlich dieser Brücke.

Im Falle der zweiten Ringstraße gibt es bei der Benennung dieser Brücken noch eine Besonderheit: viele Brücken sind nach den Stadttoren benannt, die sich an dieser Stelle befanden (z.B. Fuxingmenqiao, s. men = Tor im Namen). Die zweite Ringstraße folgt in ihrem Verlauf der ehemaligen Stadtmauer, die für den Bau dieser Straße abgerissen wurde. Mao hatte sich dafür entschieden, die Stadtmauer anstelle von Wohnhäusern abzureißen, um die zweite Ringstraße zu bauen.

莲花池庙会 Lianhuachi Miaohui

Über das Neujahrsfest finden zahlreiche Miaohui 庙会 in Peking statt. Das lässt sich am besten als "Tempelkirmes" übersetzen, auch wenn es dazu nicht unbedings eines Tempels bedarf, wie im Lotusteichpark (莲花池公园 Lianhua Chi Gongyuan). Heute sind die Stände dafür noch im Aufbau oder haben geschlossen. Es ist Nachmittag und es sind nicht viele Besucher im Park. Ab und zu hört man einige Böller in der Ferne. Von der Dekoration bekommt man trotzdem bereits einen guten Eindruck: Leuchtend rote Lampions schmücken die Bäume, die Pfirsichbäume sind reich mit künstlichen Blüten behangen und vermitteln einen Eindruck von Frühling - auch wenn es dazu zu kalt ist - und selbst Lotusblumen aus Stoff sind zu finden:

Der Lotusteichpark selbst erstreckt sich rund um ebendiesen See mit Blick auf den Westbahnhof:

Von einem Hügel nördlich des Sees kann man auf die Gleisanlagen vom Westbahnhof (北京西站) sehen:

Gegen Abend werden immer mehr Böller und Raketen gezündet - bis Mitternacht zu warten ist wohl eher unüblich. Heute und am ersten Tag des Frühlingsfests ist das Zünden von Feuerwerk von 0 - 24 Uhr erlaubt, die folgenden Tage von 7 - 24 Uhr. Von dem Fernsehturm lässt sich das Feuerwerk von oben beobachten; ein eisiger Wind weht und allzu lange lässt es sich nicht auf dem Freiluftdeck aushalten.

Um den Trommelturm 鼓楼

Darauf fahre ich mit Michi und Patrick zum Trommelturm, um das silvesterliche Treiben in den umgebenden Hutongs zu sehen.

Viele Hauseingänge sind geschmückt, damit das Glück auch zielsicher den Weg herein finden kann.

Es wird schon kräftig geböllert und einige Raketen, praktisch nur aus Batterien, steigen in den Himmel. Weit verbreitet sind Paozhu 炮竹, lange Ketten aus vielen kleinen Knallern, deren Schall weit durch die Gassen hallt.

Hatte das Feuerwerk schon gegen 11 Uhr eine stattliche Intensität erreicht, wird es um Mitternacht richtig Laut und bunt.

in den Geschäften

Wie in diesem Supermarkt ist schon seit einiger Zeit Dekoration angebracht. Rote Lampions (Glücksfarbe), Girlanden, Fächer, Schilder... und natürlich auch entsprechende Dekoration im Angebot.

Alle reisen nach Hause

... zu ihren Familien. Die meisten Studenten haben sich schon auf den Weg gemacht und haben Ferien bis Mitte Februar. In der Mensa gibt es nur noch ein sehr reduziertes Angebot (ich frage mich, wie lange überhaupt noch) und auf dem Campus, wie auch im Laborgebäude ist es - verglichen mit sonst - gespenstisch leer. Auch die Inhaber vieler Geschäfte zieht es nach Hause - so wie bei vielen Läden auf dem Campus (s. Foto) oder auch in der Beiwa Lu. Hier sind schon einige Restaurants geschlossen und weitere werden folgen.

Feuerwerksverkauf

Und... es geht endlich los mit dem Verkauf von Feuerwerk. Stände für den Verkauf werden überall aufgebaut oder haben schon geöffnet.

Vor ein paar Tagen hatte ich keinen Internetzugriff mehr in der Wohnung. Das Modem signalisierte, dass kein DSL-Signal mehr vorhanden ist. Naja, da wird vielleicht irgendwo ein Kabel beschädigt sein und nach ein paar Stunden wird es wieder repariert worden sein. Fehlanzeige, am nächsten Tag noch das gleiche Problem. Schließlich habe ich Nisa gebeten, mal bei China Unicom anzurufen. Ein paar Weiterverbindungen, Warteschleifenmusik, lauter werdende Diskussion.
Ergebnis: Als ich im August die Gebühr für die nächsten sechs Monate Internetzugriff entrichtet hatte, wurde nicht die zusätzliche Gebühr von 5 Yuan/Monat für den Anschluss kassiert. Die wird fällig, da ich neben der Internetverbindung keine Festnetztelefonie brauche. Und da diese Gebühr seit drei Monaten ausstehend sei, wurde nun der Anschluss gesperrt. Man habe ja versucht, mich anzurufen. Denn Anrufe hätte ich ja dennoch mit dem Anschluss entgegen nehmen können. So solle ich, wenn ich das Internet wieder nutzen möchte, 15 Yuan für den Telefonanschluss nachzahlen plus zweihundertirgendwas Yuan "Reaktivierungsgebühr". Da gehe ich ab jetzt lieber ins Labor, wenn ich im Internet surfen will.

31. Dezember 2011Kein Böllerlärm, kein Geruch von abgebranntem Feuerwerk in der Luft. Den ganzen Tag nicht und auch nicht in der Nacht. Der westliche Jahreswechsel lässt die Chinesen kalt.

Feuerwerk in der Stadt? Nur am chinesischen Neujahrsfest. So ganz kann und will ich das ja nicht glauben. Im Internet lese ich was von einem Silvestercountdown im Himmelstempel ([1] und [2]). Der Ankündigungstext lässt erkennen, dass Veranstaltungen zu Silvester etwas Außergewöhnliches sind: „The Chinese capital's first official New Year's Eve outdoor celebration ... ‚The other big cities also in the celebrations are New York City, London, Paris and Sydney,‘ he [Sun Weijia] said. ‚But in our time zone, there's just Hong Kong.‘“ Etwas weiter im Text heißt es dann noch „Only 3,000 spectators, pre-invited to participate in the event ... “ - also nur für geladene Gäste. (Quelle: Global Times)

Mitternacht. Ich schaue aus dem Fenster nach Westen. In einiger Entfernung sehe ich, wie eine Feuerwerksbatterie abgefeuert wird. Immerhin. Aber das ist dann auch schon alles.

1. Januar 2012Über den Tag verteilt höre ich Böllerschläge. Wird jetzt Neujahr gefeiert? Nein. Aber der 1. Januar ist ein beliebtes Datum zum Heiraten, da es Glück verheißen soll. Außerdem sind die ersten drei Tage im neuen Jahr Feiertage, sodass auch Verwandte und Bekannte von weiter her anreisen können. Und zur Hochzeitsfeier gehört natürlich Geböllere dazu.

Themenwechsel. Überrascht habe ich vor ein paar Tagen eine Fotostrecke über die Ruine eines Vergnügungsparks hier in der Nähe entdeckt. Etwas nördlich von Changping, an der Autobahn G6 zur Großen Mauer bei Badaling. Aus dem Bus #919 zur Mauer ist mir der Anblick wohl bekannt: Disneyland-Kopie im Dornröschenschlaf - ftd.de