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verfasst am 29.11.2011 18:35 (CST) · Kategorie: Reisen
10. November, der nunmehr dritte Tag der kurzen Reise. Ich stehe um 6 Uhr auf, da ich den Zug nach Luoyang um 8:15 nehme. Der Zug fährt nicht ab dem 'alten' Bahnhof nordöstlich der Stadtmauer, sondern ab dem neuen Nordbahnhof (西安北站). Dorthin kann ich mit der neuen U-Bahn von Xi'an fahren, deren erste Linie (#2) am 16. September 2011 den Betrieb aufnahm. Diese Linie führt der Achse 南大街/北大街 entlang bis zum Nordbahnhof. Der wurde am 11.1.2011 eröffnet.
Zuerst aber aus dem Hotel. Als ich gerade die wenigen Meter bis zur U-Bahn Station gehe (die ich im Übrigen die letzten beiden Tage nicht gebraucht habe) komme ich an der Müllabfuhr vorbei: Dreiräder sammeln den Müll ein und laden in hier in einen "richtigen" Müllwagen um.
In der U-Bahn ist nicht viel los. Die Endstation befindet sich im Keller des Nordbahnhofs, bei den Ausgängen von den Gleisen. Und bis auf wenige andere Reisende ist nichts los. Fast gespenstisch. Zwei Ebenen höher: Die Wartehalle ist riesig. Das Einsteigen für meinen Zug hat bereits begonnen, ähnlich wie an Flughäfen gibt es an chinesischen Bahnhöfen Gates für die Züge, an denen die Karten kontrolliert werden und auf die Gleise gebordet wird. Die Hochgeschwindigkeitszüge fahren auch pünktlich auf die Minute ab, bis jetzt habe ich keine Verspätung erlebt (im Gegensatz zu den anderen Zügen, da war das bisher die Ausnahme).
Der Nordbahnhof verfügt über 34 Gleise (Quelle), doch bis jetzt fahren von hier nur Züge auf der Zhengzhou-Xi'an Strecke. Man kann sich aber vorstellen, was für ein reger Betrieb hier in einer Dekade herrschen wird. Die vielen Infrastrukturprojekte, die fertiggestellt wurden oder gerade mit kaum vorstellbarer Geschwindigkeit vorangetrieben werden, sind äußerst beeindruckend.
Die Strecke Zhengzhou-Xi'an wurde im Februar 2010 in Betrieb genommen. Zwischen den Städten verkehren nun Hochgeschwindigkeitszüge mit 3 bzw. 7 Zwischenhalten und benötigen 2:10 bzw. 2:50 Stunden für 505 km. Heute Morgen fahre ich die Teilstrecke Xi'an-Luoyang Longmen, um dann heute Abend Luoyang Longmen-Zhengzhou zu fahren. Praktischerweise liegt der neue Bahnhof Luoyang Longmen viel näher an den Longmen-Grotten als der "normale" Bahnhof von Luoyang.
D1002 benötigt 2:03 h für diese 380 km. Gewöhnliche Züge von Xi'an nach Luoyang brauchen ab 5 Stunden aufwärts. Dafür kosten sie auch nur die Hälfte.
Auf der Fahrt ändert sich das Wetter leider von blauer Himmel, sonnig zu nebelig, wolkig, trüb. Dafür ist die Aussicht aus dem Zug interessant: Von der Großteils auf Pfeilern verlaufenden Strecke hat man einen Blick über die Umgebung, vor allem auf eine weitere Strecke, die parallel zur bestehenden gebaut wird:
Angekommen. Jetzt geht's zur Bushaltestelle, weiter zu den Longmen-Grotten.
verfasst am 28.11.2011 21:30 (CST) · Kategorie: Reisen
9. NovemberFür Glocken- und Trommelturm hatte ich mir ein Kombiticket gekauft, da das Studententicket nur als solches erhältlich war. Nur bis wann hat der Trommelturm geöffnet? Als ich um kurz vor sechs Uhr ankomme, zurück von der Großen Wildganspagode, erfahre ich es: bis sechs. Glücklicherweise darf ich noch rein und kann mir den Trommelturm kurz anschauen. Für mehr als ein paar Minuten gibt es auch fast nichts zu sehen, finde ich.
Der Blick auf den Glockenturm ist schön, und die Dämmerung habe ich gerade recht erwischt:
Der Trommelturm von Xi'an wurde 1380 gebaut. Die Trommel wurde in der Nacht zu festgelegten Zeiten geschlagen, zu welchen die Stadttore geschlossen wurden, die Mitternacht signalisierten und zu welchen die Stadttore wieder geöffnet wurden. Am Tag wurde stattdessen die Glocke auf dem 钟楼 gelitten.
An der 北大街 (Nordstraße) unweit des Glockenturms gibt es einen Laden mit frischem Gebäck. Hatte ich mich hier schon mit Frühstück versorgt, statte ich auch abends nochmal einen Besuch ab. Lecker...
verfasst am 28.11.2011 14:43 (CST) · Kategorie: Reisen
Die Pagoden zählen zu den bekannten Sehenswürdigkeiten von Xi'an und befinden sich beide südlich der Altstadt. Gebaut wurden sie vor über 1300 Jahren während der Tang-Dynastie.
Die Kleine Wildganspagode wurde 707-709 erbaut, ungef. 50 Jahre nach der Großen Wildganspagode. Für das heutige Erscheinungsbild mit den eingestürzten beiden obersten Stockwerken ist ein großes Erdbeben von 1556 verantwortlich.
Gebaut 652, urspr. Höhe 54 m. Fünf Jahrzehnte später eingestürzt und 704 erneut aufgebaut, mit fünf zusätzlichen Stockwerken. Ebenfalls durch das Erdbeben von 1556 beschädigt, büßte die Pagode 3 Stockwerke ein auf die heutige Höhe von 64 m. Renovierungsarbeiten während der Ming-Dynastie und zuletzt 1964 (Quelle / ausführlicher).
Wegen besagtem Erdbeben ist die Pagode erkennbar nach West geneigt (auf folgendem Bild links) - und ich wundere mich, warum das Bild immer schief wirkt, egal, wie ich es drehe:
Große wie Kleine Wildganspagode stehen in einem buddhistischen Tempel.
Halle nördlich der Großen Wildganspagode:
verfasst am 27.11.2011 17:34 (CST) · Kategorie: Reisen
Mittags sehe ich mir die Stadtmauer von Xi'an an. Beeindruckend sind die Ausmaße der Stadtmauer: 12 m hoch, oben 12-14 m breit, 16-18 m am Sockel und 13,74 km lang bei einer rechteckigen Form. In ihrer jetzigen Form wurde die Mauer 1370 gebaut und ist die größte Stadtmauer weltweit. Die Breite der Stadtmauer ist gigantisch - wenn man an die mittelalterlichen Stadtmauern Europas denkt, auf welchen sich die Besuchermassen aneinander vorbeiquetschen müssen.
Nahe am Südtor sehe ich eine alte Pagode innerhalb der Stadt (rechts). Auch einige Bäume mit Kaki (links).
Am Südtor miete ich mir ein Rad, um die Stadtmauer einmal entlang zu fahren. Räder auf der Mauer zu vermieten finde ich eine klasse Idee! 20 Yuan für 100 Minuten sind auch nicht teuer, spiegeln sich aber im Zustand des Rads wieder... Zuerst denke ich, dass die Zeit locker ausreichen müsste - letztlich werden es sogar etwas mehr als 100 Minuten.
Innerhalb der Stadtmauer kann man noch ältere Häuser sehen, Großteils aber neuere. Die jedoch nicht so hoch sind, wie die, die außerhalb der Stadtmauer stehen.
Das Südtor:
Das Vehikel:
Östlicher Abschnitt der Stadtmauer. Leicht rechts von der Bildmitte ist das Osttor zu sehen (klein im Vergleich zu dem Turm links davon):
Blick auf den Bahnhof von Xi'an:
Das Nordtor:
verfasst am 24.11.2011 17:53 (CST) · Kategorie: Reisen
9. November西安. Heute: Glockenturm, Große Moschee, Stadtmauer, Kleine- und Große Wildganspagode, Trommelturm.
Der historische Teil der Stadt ist in Nord-Süd / Ost-West Richtung angelegt und von einer rechteckigen, gigantischen Stadtmauer umgeben. Im Zentrum befindet sich der 1384 erbaute Trommelturm. Von ihm aus gehen Straßen in die vier Himmelsrichtungen, die auch so benannt sind (北大街, 东大街, 南大街, 西大街). Kleine- und Große Wildganspagode befinden sich südlich der Stadtmauer, der Bahnhof im Nordosten.
Als Erstes nun auf den Glockenturm. Unter dem Kreisverkehr, der den Glockenturm umgibt, befindet sich eine große Fußgängerunterführung, von welcher aus der Zugang zum Glockenturm erfolgt.
Blick nach Süden (南大街):
Blick zum Trommelturm 鼓楼:
Blick nach Norden (北大街):
...und nochmal etwas näher: Das Nordtor (安远门 Anyuanmen) und die verkehrsreiche Nordstraße:
Westlich des Trommelturms (oben) beginnt eine Einkaufsgasse (unten), die auch an der Großen Moschee zu Xi'an vorbeiführt.
Die Moschee zu Xi'an ist einer der ältesten Moscheen in China, gegründet 742. In Aufbau und Architektur gleicht sie chinesischen Tempeln und ist äußerlich praktisch nicht als Moschee zu erkennen, sieht man von einigen Tafeln in arabischer Schrift ab. Im Gegensatz zu chinesischen Tempeln ist sie aber in Ost-West Richtung angelegt, mit der Gebetshalle im Westen. Auf dieser Achse liegen verschiedene Tore und Gebäude, hier nur einige davon:
The Stone Memorial Gateways:
The Imperial Hall, das älteste Gebäude innerhalb der Moschee:
The Introspection Tower, welcher als Minarett fungiert:
The Phoenix Pavilion:
Die Gebetshalle:
An der Gebetshalle findet sich eine Uhr mit den Gebetszeiten - einer der wenigen offensichtlichen Hinweise, dass das eine Moschee ist:
Blick in die Gebetshalle (unten): Die Wände sind mit Holztafeln verkleidet, in welche alle Seiten des Korans eingraviert sind. 600 Tafeln insgesamt, davon 30 in Chinesisch, die restlichen in Arabisch.
verfasst am 19.11.2011 18:39 (CST) · Kategorie: Reisen
Den Nachmittag in Xi'an möchte ich nutzen, um die Terrakottaarmee zu besichtigen.
8. NovemberPünktlich gelandet, muss ich den Shuttlebus zum Bahnhof nehmen, um von dort mit einem anderen Bus zur Terrakottaarmee zu fahren. So sitze ich im Bus am Flughafen und warte 20 min, bis sich der Bus gefüllt hat und losfährt. Am Bahnhof angekommen, brauche ich eine kleine Weile, um den Bus zur Terrakottaarmee zu finden. Zwar habe ich die Verbindung bei map.baidu.com nachgesehen, aber alle Bushaltestellen am Bahnhof heißen 火车站 (Huochezhan - Bahnhof).
Der Bus fährt aber nicht von den normalen Linienhaltestellen an der verkehrsreichen Straße, sondern von einem Parkplatz neben dem Bahnhof. Kein reger Verkehr, aber der Bus startet ja auch von hier. Um halb drei sitze ich schließlich im Bus #306 und schätze, dass ich das Gelände der Terrakottaarmee nicht vor Sonnenuntergang verlassen werde. Was sich auch so bewahrheitet.
Im Bus demonstriert ein Herr, dass auch Chinesen Chinesisch falsch verstehen können. Die Schaffnerin fragt ihn "在哪儿" (zai nar) - was sich am besten mit "wo?" übersetzen lässt und von "woher kommst du?" über "wo bist du jetzt?" bis "wohin willst du?" alles Mögliche heißen kann (ebenso "wo sind die?" / "woher kommen die?", wenn es der Kontext hergibt). Dass der Herr mit "武汉" ("Ich komme aus Wuhan") antwortet, und die Schaffnerin nochmal die Frage anders stellt und dann das Fahrtziel erfährt, bringt mich innerlich zum Schmunzeln. Weil es so schön demonstriert, wie vieldeutig Chinesisch manchmal sein kann.
Angekommen an der Endstation, bei der Terrakottaarmee. Reichlich spät. Der Weg zum Eingang führt an unzählig vielen Souvenirhändlern vorbei. Und ist gesäumt von einigen Ginkgobäumen. Die gerade professionell entlaubt werden (siehe Bilder links und rechts). Angekommen am Eingang dann die Überraschung: Der Ticketverkauf ist nur am Parkplatz, also bei der Bushaltestelle, den ganzen Weg zurück. Die Eintrittskarte gekauft, habe ich keine Lust, den Weg ein drittes Mal zu gehen und nehme doch tatsächlich den Elektrobus zum Eingang für 5 元. Das erste Mal, dass ich mich auf dieses Niveau der Bequemlichkeit begebe.
Auf dem Gelände stehen drei Hallen, in denen die Ausgrabungsstätte und die Terrakottasoldaten gesehen werden können. Dazu ein Museum, ein Museumskino und Verwaltungsgebäude.
In Halle 2 sieht man eine weitgehend unrestaurierte Grube...
...mit Bruchstücken der Terrakottasoldaten:
In Halle 3 Reste eines Streitwagens, gezogen von vier Pferden. Der der Streitwagen aus Holz ist, hat er nicht überdauert.
Der Herbst ist auch auf dem Gelände angekommen...
In Halle 1 dann den Blick auf die Terrakottaarmee, wie man ihn aus den Medien kennt und erwartet. Wählt man die Perspektive geschickt, sieht es fast aus, als gäbe es endlos viele Terrakottasoldaten:
Die Halle ist zwar auch riesig, nimmt dem ganzen dann aber seine endlose Weite:
Die Soldaten hier wurden alle aus den Bruchstücken restauriert, weiter hinten in der Halle kann man sehen, wie weitere zusammengesetzt werden.
Auf Anhieb fand ich die Ming-Gräber irgendwie beeindruckender. Aber ich habe mittlerweile wohl zu viel gesehen, bin zu verwöhnt und habe zu viel erwartet. Im "Museumskino" gibt es einen Film über die Geschichte der Terrakottaarmee: Älter als 2000 Jahre, schätzungsweise waren 700.000 Menschen am Bau des Mausoleums beteiligt (das nicht nur aus der Terrakottaarmee besteht, sondern eine Art Kopie der Hauptstadt mit Stadtmauern für das Jenseits ist). Diese Dimensionen rücken das Ganze dann für mich wieder ins rechte Licht und verdeutlichen die historische Relevanz. Gebaut wurde dieses Mausoleum für Qin Shihuangdi (259-210 v.Chr.), dem Begründer der Qin Dynastie und "erster Kaiser" von China, nachdem er die streitenden (sieben) Reiche vereinigte. Die Hauptstadt von Qin war Xianyang, im Nordwesten von Xi'an, wo sich heute u.A. der Flughafen befindet.
Souvenierkauf am Ausgang. Nachdem der Preis für eine Schachtel mit fünf kleineren Tonfiguren, die den Terrakottasoldaten nachempfunden sind, auf 10 元 gefallen ist, kann ich nicht anders... Natürlich meint der Verkäufer dann, erst nur eine Figur rauszurücken. Aber ein beherzter Griff zum Geld sorgt schnell für Besserung. Nur etwas schwer sind die Figuren, wie soll ich die jetzt die ganze Reise mit mir rumschleppen. Ich überlege schon fast, sie nach Peking zu schicken. Nur ist das Porto im günstigsten Fall zweimal so teuer wie dieser Ramsch. Also verteile ich sie auf die Jackentaschen.
Zurück zum Bahnhof mit dem Bus. In den Bus steigt dann auch noch eine Gruppe chinesischer Studenten ein. Neben mich setzt sich auch einer, und mit der Frage, ob ein Dritter ein Bild von uns beiden machen darf, beginnt die Konversation. Die im gemeinsamen Abendessen in Xi'an mündet (Baozi und Reissuppe). Dann trennen wir uns, ich gehe zum Hotel.
Die Stadtmauer von Xi'an ist erhalten, rechteckig (Nord-Süd-Ausrichtung!) und schließt die Altstadt ein. Nordöstlich derer befindet sich der Hauptbahnhof. Man ist sich wohl des touristischen Werts bewusst, die Stadtmauer ist nachts schön beleuchtet und ein Grünstreifen entlang der Mauer ermöglicht ein bequemes Spazieren.
Gegen neun Uhr bin ich im Hotel. Interessant: Jede Zimmernummer beginnt erst einmal mit einer 8 (Glückszahl, die viel Geld bescheren soll. Was der Vorteil für die Gäste bei einer solchen Nummerngebung sein soll, wo doch das ganze Geld zum Inhaber fließt, erschließt sich mir nicht). Erst dann folgt die Ziffer, die das Stockwerk verrät.
Amüsant: Die "Sicherheitshinweise" der kleinen Hotelinformation (auf Chinesisch wie auf Englisch): "Follow no strangers to the fun places."
verfasst am 18.11.2011 11:54 (CST) · Kategorie: Reisen
Weiter geht es nach Xi'an.
Das landschaftliche Highlight gab es schon kurz nach dem Start: Blick auf den 黄河 Gelben Fluss, wie er sich durch die gebirgige Landschaft schlängelt. Dahinter ein Meer aus Dunst, und darüber thront majestätisch ein hoher, schneebedeckter Berg.
Ein Kraftwerk mit so vielen - und dann auch noch aktiven - Kühltürmen habe ich noch nie gesehen:
Die Landschaft sieht braun-grau aus, wird aber auf dem Weg nach Xi'an langsam immer grüner.
Diese Stadt an einem ebenfalls gelben Fluss, aber nicht dem Gelben Fluss, ist Bin 彬.
Kurz vor der Landung, Landschaft nordwestlich von Xi'an:
Pünktlich angekommen in Xi'an, geht es weiter Richtung Terrakottaarmee.
Begeistert von den vielen Eindrücken der verschiedenen Landschaften von oben empfinde ich, dass, wenn ich mich jetzt in den Zug setzen und nach Peking zurück fahren würde, sich die Reise bereits gelohnt hätte.