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verfasst am 26.12.2011 23:00 (CST) · Kategorie: Unsortiert
29. November, Dienstag vor dem zweiten Advent. Von vorweihnachtlicher Stimmung ist nichts zu spüren (auf dem Campus und in der Umgebung). Das wollen wir ändern. Weihnachtskitsch muss also her. Nur woher?
Ich erinnere mich, dass mir im Sommer und Herbst ein Laden in der Straße südlich des Trommelturms aufgefallen ist, den man äußerlich für eine chinesische Version von Käthe Wohlfahrt halten könnte (Bild oben). Drinnen war ich bisher nicht.
Ich fahre mit Michi nach Di'anmen. Nach Verlassen des Buses, beim Überqueren der Straße, fällt ein Clown auf einem Elektrorad auf (Bild links), der Blumen auszuliefern scheint - interessantes Geschäftsmodell. Beim Betreten des Ladens zuerst eine Überraschung: Kein Weihnachtlicher Krempel, sondern nur ein Einkaufsmarkt mit vielen kleinen Läden, hauptsächlich Elektronik und Spielwaren um den Eingang herum. Aber es muss doch irgendwo weihnachtliche Dekoration geben?
Ein oder zwei Etagen höher werden wir fündig, ein paar Läden verkaufen allerlei Weihnachtliches. Primär will ich Lichterketten. Für 6 元 das Stück nehmen wir zusammen fünf. Sprühschnee für 3 元 - da kann ich nicht widerstehen. Die Dose ist aber auch schon leer, nachdem ich drei Schneeflocken auf meine Wohnungstüre gesprüht habe (s. rechts). Drei Lichterketten für die Wohnung? Kommen mir, wieder zu Hause, dann doch zu wenig vor. Am nächsten Tag also nochmal hin. Vier weitere für mich, und nochmal zwei für die Wohnung von Michi und Patrick. Die Verkäuferin ist irritiert - „昨天你买五个“ - Du hast gestern schon fünf gekauft...
Sieben Lichterketten - die eine Weile nach dem Einstecken zu blinken beginnen - vermitteln alsdann eine weihnachtliche Stimmung. Und machen nebenbei weitere Beleuchtung überflüssig.
Eigentlich hatte ich nicht vor, einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Aber eine 90 cm-Plastiktanne für knapp 2 Euro aus dem Supermarkt? Die Versuchung ist zu groß. Dazu abermals Sprühschnee, etwas Lametta, rote Plastikchristbaumkugeln und eine Lichterkette.
Die Kombination sieht zwar erwartungsgemäß kitschig, aber gar nicht mal so schlecht aus.
Heiligabend auf der Wangfujing. Hatte was von farbigem künstlichen Schnee gehört, den wir aber nicht zu Gesicht bekommen.
Dafür werben die Läden mit Sonderangeboten, und in der überfüllten U-Bahn gibt es eine Durchsage, dass sie heute etwa eine halbe Stunde länger fährt. Weihnachten ist ein Fest des Konsums. Einige junge Chinesen, mit denen ich mich vor ein paar Tagen unterhalten habe, hatten noch nicht gehört, dass man Weihnachten wegen der Geburt Jesu feiert (und Ostern wegen der Wiederauferstehung - "Was ist Ostern?" - "Das mit den Hasen und Eiern" - "Ach das!").
Um die Kirche in der Wangfujing sammeln sich Menschen, um zu beobachten, wie ein Kreuz nach Draußen getragen wird und die Gemeinde mit Kerzen folgt.
Entlang der Einkaufsstraße hängen die Bäume voll blinkender Lichter, bunt blinkende Schleifchen oder Hörnchen finden sich auf den Köpfen einiger Passanten. Den Anblick rot leutender Hörnchen an Weihnachten finde ich etwas befremdlich.
Allen Lesern, die sich hier einen Eindruck von meinen Erlebnissen machen, möchte ich ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wünschen!